1958  geboren in Jork

1977–1980 Fachschule für Holzbildhauerei in Oberammergau

1980–1983 Studium der Kunstgeschichte, Universität Hamburg

1981  Sommerakademie Salzburg bei Prof. Schoenholtz

 

 

Am Anfang war für mich als Bildhauerin das Berufsbild klar definiert: während meiner Ausbildung in Oberammergau gelernte Techniken zu Skulpturen aus Holz umzusetzen – roh gehauen, gesägt oder farbig gefasst. Doch mit der Zeit verließ ich die traditionellen Arbeitsweisen mit farbigen Fassungen, Gold- und Silberauflagen, die Oberflächen und Aufbauten der Skulpturen veränderten sich. Dem Holz fügte ich nach und nach weitere Materialien zu: Metalle, Folien, Papiere, farbiges Licht. Mittels der Zeichnung ließen sich Strukturen, Formen und Räume erfassen, kennen lernen und erfühlen.

 

Die Formen öffneten sich, wurden leicht und transparent und verwandelten sich in begehbare Räume. Es entstand ein Dialog von Körper und Raum, von Licht und Schatten. Begleitet oder kontrapunktiert wurden/werden diese neuen Rauminstallationen durch Kompositionen befreundeter MusikerInnen, die mit instrumentalen, vokalen und elektronischen Klängen arbeiten.

 

Alle Formen, die ich benutze, sind aus dem genetischen und geometrischen Repertoire abgeleitet, sie kommen uns bekannt vor, entziehen sich aber der eindeutigen Bestimmung. Die Erfahrung des eigenen Körpers, sein Verhältnis zum umliegenden Raum und seine Verletzbarkeit veränderten den Prozess des künstlerischen Arbeitens.

 

Seid 2002 arbeite ich vermehrt an Projekten, die sich mit Heimatlosigkeit, Vertrieben sein, dem Bedroht sein beschäftigen. Die Fragen sind: Was ist Heimat? Brauche ich Heimat? Ist Heimat der Ort wo ich nicht sein kann?

In der Auseinandersetzung mit der Vertreibung von Menschen aus ihrer Heimat, ihren Häusern oder Zelten, die jeden Tag aufs Neue stattfindet, bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass jeder nur in sich selbst eine beständige Heimat finden kann. Die Verletzlichkeit des Menschen wird umso größer sein, je weniger Heimat er in sich trägt.

 

Für die Objekte und Installationen benutze ich vermehrt Briefe von der „Front“ ab den Kriegen 1811 bis heute und Texte von Grabsteinen, die ich mit historischer Distanz und Ironie bearbeite. Dabei werden Philosophien und Symbolkräfte unterschiedlicher Seinsformen auf ihre Möglichkeiten hin befragt. Die so entstandenen Objekte oder Rauminterventionen fordern die Auseinandersetzung des Betrachters immer ganz persönlich und fragen nach dem was ihm heilig ist.

Die intensive Beschäftigung mit jeder Form von Erinnerungskultur spiegelt sich in Installationen und Objekten wieder wie den „Reiseklappaltären“, die wie  Reliquienschreine die Frage nach dem WAS AM ENDE BLEIBT stellen.

 

Das gilt auch für Objekte wie RAUMSPRUNG – ein Boot oder Skelett – stark symbolbeladen. Die nüchterne Zusammensetzung aus Einzelteilen, die alles Erklärende oder Erzählende weglässt und das "Ding" im wörtlichen Sinn "bis auf die Knochen" entblößt.

 

Die Geschichten, die ich in den Rauminszenierungen erzähle, mit der bangen Frage, ob unsere Welt so enden würde, wird mit einem Blick zurück in die Vergangenheit relativiert. Aber auch weil ich immer unmittelbar auf die Geschichte eines Ausstellungsortes reagierte.

 

Fazit: Mit dem soliden Handwerk als Grundlage verknüpfe ich die Auffassung , dass Kunst etwas "soll": Kunst soll eine Aussage machen, die vom Betrachter sowohl sinnlich und emotional als auch intellektuell begriffen werden kann.

 

Abreiten an Installation im Schiff Greundick


Ein Film von

Monika Bednarz-Rauschenbach und Siegfried Ibsch